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Einfach mal was mit Holz machen.

Distrowars 2020: Intro

de linux distrowars-2020

Es ist wieder soweit! Nach zwei ziemlich ereignislosen Jahren mit Ubuntu 18.04 (Bionic) bin ich wieder auf dem Markt für eine neue Linuxdistribution, nachdem das aktuelle Ubuntu 20.04 (Focal) mich nicht so überzeugt hat. Und, uff, eine Distro auszuwählen ist schwerer als je zuvor - es gibt spannende neue Konzepte, gefühlt wird aber auch die Auswahl an Schrott immer größer. Ich möchte hier dokumentieren, was mir auf diesem Weg passiert ist, was mir gefallen hat und was nicht und wofür ich mich warum entschieden habe - und sei es nur, damit ich meine Entscheidung nicht in ein paar Monaten wieder völlig in Frage stelle ;)

In diesem Artikel möchte ich hauptsächlich sammeln und später genauer auf einzelne Distros eingehen.

Anforderungen

Hier ist, was ich von einer Linux-Distribution erwarte:

Muss

  1. Stabilität und lange Updatezyklen - aktuelle Software ist zweitrangig
  2. Wenig Maintenance für mich, das System soll pflegeleicht und unstressig sein
  3. Kein Rolling Release - ergibt sich aus 1 und 2 :)
  4. Möglichst nah am Mainstream, damit möglichst viel Drittanbietersoftware auch für meine Distro bereitgestellt wird
  5. Systemd als Initsystem - nicht, weil ich großer Fan von Systemd bin, aber es ist nun mal der Industriestandard und Teil von jedem ernstzunehmenden Server-Linux. Somit habe ich sowieso den ganzen Tag damit zu tun und ein anderes Initsystem fällt nicht mehr unter “pflegeleicht”
  6. Eine eigenständige Distribution, die sich nicht über ihre GUI definiert (sowas wie MX Linux, das quasi “Debian aber mit vorinstalliertem Desktop” ist), weil ich sowieso meinen eigenen Window Manager mitbringe

Nice-to-have

  1. Eine ins OS eingebaute, einfache Möglichkeit, Applikationen gegeneinander abzuschotten, auch nicht dafür ausgelegte Desktopsoftware (Flatpak, Chroots, Jails, Docker, AppArmor und was es noch alles gibt)
  2. Atomare und zurückrollbare Updates, evtl. gepaart mit einem immutablen Root-Filesystem, so wie zB NixOS und Fedora Silverblue das machen

Die Kandidaten

Debian

Seit Jahren für viele Einsatzzwecke mein Default und für mich die mit Abstand sympathischste und ethischste Distro. Bringt gefühlt für mich aber viel Mist mit sich, mit dem ich mich im Jahr 2020 nicht mehr rumschlagen müssen sollte, und macht am Desktop oft einfach wenig Spaß. Bleibt trotzdem mein Fallback, wenn sich in den Distrowars kein klarer Sieger ergibt

Fedora Workstation

Die ganze RPM-Welt kenne ich bisher kaum, bestenfalls von ein paar ollen CentOS-Servern. Fedora finde ich eigentlich ganz interessant, die out-of-Box-Experience schien mir immer ziemlich gut zu sein und recht weit verbreitet ist es auch. Der kurze Releasezyklus stört mich etwas, und die Tatsache, dass ich einen komplett neuen Paketmanager lernen müsste.

Fedora Silverblue

Folgt einem super interessanten Konzept mit immutable Filesystem und Containern als “first class citizens”. Bin mir aber nicht sicher, ob mir das nicht noch zu wild und experimentell ist und ob ich Flatpak genug mag.

OpenSuse Leap

So richtig verstehe ich die Daseinsberechtigung von OpenSuse heutzutage nicht mehr. Irgendwie hat es kein definierendens Feature, was nicht eine andere Distro besser macht. Es hat für mich einen gewissen nostalgischen Wert, weil mich noch erschreckend vieles an mein erstes Linux erinnert, ein SuSE 9.0, aber sonst…? Trotzdem auf der Liste, weil es ein stabiles, halbwegs verbreitetes System zu sein scheint

Qubes OS

Benutze ich seit einer Weile als Zweitsystem und werde das auch beibehalten. Qubes ist ein unglaublich durchdachtes und erschreckend einfach zu bedienendes OS, das für mich für einige Zwecke der perfekte Kandidat ist - ich würde es liebend gerne für absolut alles verwenden, aber für vieles im Alltag ist es einfach zu clunky. Dateien sind immer in den falschen Domains, weil das echte Leben nun mal nicht so gut zertrennbar ist wie Xen-Domains, und spätestens Copy and Paste ist sehr unpraktisch. Dazu kommen noch random Bugs im Dual-Monitor-Betrieb und ähnlichen Situationen; dass ich es zum “Daily Driver” bekomme, scheint mir nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich

NixOS

Vom Konzept her supersympathisch, ich befürchte aber, dass es zu viel Gebastel und eine zu große Lernkurve mit sich bringen wird

FreeBSD

Bricht die meisten meiner Anforderungen, aber ist halt auch ein sehr cooles System. Bisher habe ich hauptsächlich positive Erfahrungen damit gemacht, wie erfrischend anders es ist und wie sehr man merkt, dass nicht wie bei Linux seit 25 Jahren an allen Ecken und Enden von tausenden Menschen irgendwo Dinge drangeschraubt werden.

Testen!

Joa, jetzt muss ich wohl absolut alles runterladen und testen. Man wünsche mir Glück!